Eine der interessantesten Baustelle von Bethlehem ist derzeit die Geburtskirche. Ihr Dach ist von italienischen und palästinensischen Restauratoren bereits gerettet worden. Jetzt erstrahlen Wand-Mosaiken aus der Kreuzfahrerzeit neu. Doch die Arbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen.
Strahlendes Gold, Silber und sattes Grün – Girolomo Nukatolo ist begeistert von seiner Arbeit. Der Restaurator aus Italien hat unter dem Dach der Geburtskirche in Bethlehem begonnen, Mosaiken aus dem 12. Jahrhundert von Dreck und Ruß zu befreien: “Ikonographisch gesehen gibt es etwas sehr interessantes. Normalerweise sind die Engel komplett von Gold umgeben, weil sie nicht von der irdischen Welt sind, hier aber haben alle Engel ihre Füße auf dem Boden, denn das ist der Ort, an dem Gottes Sohn auf die Welt hinabgestiegen ist. Die Engel begleiten die Gläubigen zur Geburtsstätte.”
Die Rettung der Geburtskirche kommt voran. Vor drei Jahren nahm die UNESCO den Kirchenkomplex in die Liste des Weltkulturerbes auf; als gefährdete Stätte. Restauriert wird seit September 2013. Ingenieur Ibrahim Abed Rabo gibt Gästen einen weißen Bau-Helm. Über einen Gerüstturm neue Stahlträger, ein Loch in der Seitenmauer und Stege geht es zum restaurierten Dach des Hauptschiffes der Basilika. Reinregnen kann es diesen Winter nicht mehr. Auch die Außenfassade ist bereits gereinigt. Die Zementfüllung zwischen den Steinen mussten entfernt werden, erklärt der Ingenieur: “Vor 50 oder 60 Jahren hatten sie keine Erfahrung mit dem Zement. Die kannten noch nicht die Auswirkungen zu dieser Zeit.”
Zement als Feind der alten Steine
Der Zement habe die Ecksteine der Fassade zerstört. Die Steine konnten nicht mehr atmen, so der palästinensische Ingenieur. Im Innern des Langhauses sind die ersten Wände abgewaschen. Restauratoren haben Verzierungen freigelegt. Die Wände sind nicht länger Schwarz vom Ruß der Kerzen sondern weiß und grau. Und verdeckte Mosaiken reflektieren wieder das Sonnenlicht. Nukatolo führt zum Mosaik eines Engels. Die Arbeit zwischen zwei Fenstern ist vielleicht drei Meter hoch: “Interessant ist, dass 100 Prozent der Mosaiken original sind. Wir haben darunter die Vorzeichnungen entdeckt. Sie stammen ohne Erneuerung also aus den Jahren 1160-63. Ein weiterer Aspekt ist die Farbskala. Wir haben auch mit Archäologen gesprochen, die in Israel gearbeitet haben. So eine Farbenskala gibt es nur hier und am Felsendom in Jerusalem.”
Nukatolo zeigt, dass die Flächen der Mosaiksteine leicht nach unten zeigen. So können sie das Sonnenlicht von den Fenstern ins Innere der Kirche reflektieren. Der Sizilianer arbeitet für die italienische Firma Piacenti. Sie ist neben den palästinensischen Ingenieuren und Arbeitern mit der Restaurierung beauftragt. Marcello Piacenti schwärmt von der Qualität der Wandbilder aus der Kreuzfahrerzeit: “Sogar das Silber ist erhalten geblieben, überhaupt nicht oxidiert. Bei ähnlichen Fällen wurde selten Silber benutzt, wenn doch, dann oxidiert es meistens. Hier hingegen gab es eine besondere Methode das Silber mit Glas zu bedenken. An diesen Details erkennt man, dass die Manufaktur, die hier gearbeitet hat, hohe Qualität lieferte.”
Viele Hürden für das Gelingen der Arbeiten
Besucher können die Arbeiten allerdings noch nicht sehen. Bauarbeiter haben eine Zwischendecke in die Basilika eingezogen, auf der sie laufen, stehen und arbeiten. Und die bleibt vorerst bestehen. Zudem gibt es immer wieder Rückschläge. Es geht um Geld. Aber auch um die israelischen Behörden, die nicht alle Materialien ins besetzte Westjordanland liefern lassen: “Dieses Jahr geht es um Chemikalien, um die Steine zu reinigen. Zum Beispiel Ammoniumkarbonat. Erst durfte es rein, dann wieder nicht. Keine Ahnung zu was man das missbrauchen soll. Aber sie haben es den Italienern abgenommen.”
Ziel ist es, dass sich die Restauratoren vom Dach, über die Wände immer weiter nach unten vorarbeiten. Geht alles nach Plan, erreichen sie im kommenden Jahr die Bodenmosaiken. Italiener und Palästinenser wollen dabei auch nach verdeckten Arbeiten suchen. Und die Mosaiken am Boden der Basilika sind sogar noch älter als die Werke an den Wänden – sie stammen offenbar aus dem vierten Jahrhundert.
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